Bild und Text: Fuxi
Die B-Mädchen haben im Nachholspiel gegen den ESV Einigkeit Wilhelmsburg 1:0 gewonnen. Das ist auch schon die beste Nachricht aus HSV-Sicht. Denn was die Mädchen von Sabine Gercken
und Thorsten Wenzel boten, spottete jeden Ambitionen auf die Norddeutsche Meisterschaft. Das schwierige Geläuf darf da nicht als Ausrede herhalten.
Zugegeben: Es gibt bessere Rahmenumstände für ein Fußballspiel als ein schneebedeckter, gefrorener und ungekreideter Platz, dessen wichtigste Grenzen durch Hütchen am Rand markiert
wurden, und ein eisiger Südwestwind. Aber ein solches Spielfeld kann auch schonungslos Defizite aufdecken. Insofern bekam das Trainerduo der Rothosen wichtige Hinweise zur
Leistungsfähigkeit ihres Teams.
Dabei begann die erste Ligapartie des neuen Jahres (das Nachholspiel gegen Grün-Weiß Eimsbüttel gewannen sie durch Absage kampflos 3:0) durchaus vielversprechend. Nach fünf Minuten
spielte Claudia Teixeria, an diesem Tag im Mittelfeld, einen langen Ball in die Spitze. Der wurde zwar von Laura Jäckel abgelaufen, aber Saskia Wolf und Carrie Gattke setzten die
Wilhelmsburgerin in deren eigenem Strafraum unter Druck. Gattke lief das Leder ab und versenkte es zum 1:0 (5.). Katharina Greibke im ESV-Kasten war zwar noch dran, aber chancenlos. Wer
glaubte, hier folge ein Schützenfest, sah sich getäuscht. Im Gegenteil, Einigkeit hielt kämpferisch dagegen. HSV-Keeperin Schippmann entschied sich einen Tick zu spät zum Rauslaufen, und
so erreichte Arjen Yildiz einen Steilpass in die Spitze noch. Es kam zum Pressschlag, und zum Glück landete der Ball neben dem Tor (7.). Beide Mannschaften hatten ihre Probleme mit dem
Platz, und Chancen waren Mangelware. Ein Schuss von Julia Trabe aus 20 Metern landete rechts neben dem ESV-Kasten (17.). Dann gab es in der 22. Minute eine strittige Szene: Cindy Rak
wurde rechts an der Strafraumgrenze gefoult. Aber wo war's? Draußen? Drin? Auf der Linie? Auch der sehr gut leitende Schiedsrichter Schulz-Greco hatte so seine Schwierigkeiten. "Boah, das
ist ja Wahnsinn!" Nach mehreren orientierenden Blicken entschied er auf "Freistoß, drei Picometer außerhalb des Strafraums". Ein vertretbarer Beschluss. Bei diesen Verhältnissen würde
niemand bei einer so knappen Geschichte Elfmeter pfeifen wollen. Der HSV zog die Entscheidung nicht in Zweifel. Aus dieser Torraumszene wurde allerdings nichts.
Bis zur Pause passierte nicht mehr viel. Nach Querpass von Teixeira verzog Gattke aus 17 Metern. In Minute 33 bediente Gattke Rak rechts, deren Hereingabe wurde abgefälscht und der
Schussversuch von Teixeira abgeblockt. Der HSV wirkte lustlos, arbeitete nicht annähernd so viel wie die Gäste, die sich gut zur Wehr setzten, den Unterschied marginal hielten und dem HSV
diszipliniert zusetzten. Wie wenig Laufbereitschaft die Rothosen besaßen, zeigte eine Szene fünf Minuten vor der Pause überdeutlich: Einen Pass von Rak leitete Johanna Benke mit der Hacke
weiter, doch bei der Annahme wurde Teixeira gestört, und der Ball ging verloren. Doch anstatt die nun ballführende Wilhelmsburgerin zu attackieren, blieb Benke stehen und schaute ob der
Aufforderung der Trainer zum Nachsetzen nur verständnislos zur Bank. Genau das war es, das Wenzel in der Pause monierte: Zu wenig Einsatz. Einzig Carrie Gattke, ständig in der Offensive
unterwegs, verdiente sich ein Lob.
Zum zweiten Durchgang wechselte der HSV dreifach. Nadine Moelter-Cohrs und Lara Wolff kamen nun in die Partie, nachdem sie vor Anpfiff zu spät zum Platz kamen und kurzfristig ausgetauscht
werden mussten. Die dritte im Bunde war Abwehrspielerin Kristin Witte. Dazu kam eine taktische Umstellung: Der HSV sollte nun mit drei Stürmerinnen agieren und seine Laufarbeit
verbessern. Der gewünschte Effekt blieb allerdings aus. Im Gegenteil: Anstatt das unstrukturierte Spiel der Rothosen zu verbessern, kamen die zusätzlichen Räume den Gästen entgegen.
Wirkliche Torgefahr entstand aber eher aus Zufall. Ein Freistoß von Schlatermund aus dem rechten Halbfeld wurde länger und länger, ging aber am Kasten vorbei (46.). Zwei Minuten später
senkte sich eine Bogenlampe Schlatermunds hinter das Tor. Die Gäste hatten nun mehr Spielanteile. In der 53. Minute stand wieder Schlatermund im Fokus. Nach einem Foulspiel bekam sie eine
5-Minuten-Zeitstrafe. Aber auch das brachte kaum Vorteile. Einen langen Ball wehrte Greibke mit dem Fuß genau vor die Füße von Teixeira ab, doch deren Direktschuss wurde von Laura Daldorf
auf der Linie zur Ecke abgewehrt (54.). Zwingend war das nicht. Auf der Gegenseite blockte Witte einen Schussversuch von Agal, und Schippmann konnte die Kugel aufnehmen. Danach zielte
Tania Rocha Ferreira rechts neben den HSV-Kasten. Die Defensive wackelte merklich.
Und vorn? Da regierte die Verzweiflung. Einigkeit machte weiterhin in Strafraumnähe die Räume eng, stand den HSVerinnen regelrecht auf den Füßen, und so versuchte es Moelter-Cohrs aus
satten 37 Metern. Greibke hielt sicher. Nun aber schien es, als baute Einigkeit etwas ab. Jasmin Wolf kam im Strafraum zum Schuss, der aber wurde abgefälscht und ging rechts vorbei. Die
nachfolgende Ecke brachte nichts ein außer einem Konter über Iljana Kljajic, in dessen Folge Schippmann in höchster Not bereinigen musste (65.). Auf der Gegenseite versuchte es Teixeira
erfolglos aus 21 Metern (69.). Wieder Einigkeit: Yildiz' Eckball in der 73. Minute wurde abgewehrt und kam zurück, die zweite Flanke wischte Schippmann aus dem Torraum. Und Rocha Ferreira
versuchte es auch noch einmal aus 25 Metern, konnte Schippmann jedoch nicht in Bedrängnis bringen (80.). Es blieb beim 1:0 für den HSV, bei dem Kristin Witte kurz vor Schluss noch mit
Leistenproblemen wieder raus musste.
Der Sieg war äußerst glücklich und schmeichelhaft. Einigkeit war über die gesamte Spielzeit gesehen die bessere, engagiertere Mannschaft. Erst mit der Auswechslung von Johanna Benke, die
in der Pause von Wenzel noch gesondert angesprochen worden war, in der 53. Minute verbesserte sich überhaupt der Einsatz der Rautenträgerinnen. Die Platzverhältnisse jedenfalls taugen
nicht als Ausrede, denn auch Einigkeit musste damit zurecht kommen und hätte sich durch die während der gesamten 80 Minuten disziplinierte und kämpferische Leistung mindestens einen Punkt
verdient.
Statistik:
Hamburger SV: Schippmann - Trabe, Günther (41. Moelter-Cohrs), A. Wolf (41. Witte / 79. Günther), Meinberg - S. Wolf (41. Wolff), Teixeira, Benke (53. A. Wolf / 70. Fisahn), Rak
- J. Wolf (73. Benke), Teixeira
ESV Einigkeit: Greibke - Daldorf (20. Mulugeta / 47. Kazancilan / 72. Mulugeta), Ruhin, Jäckel, Kazancilan - Fischer (31. Mestechkina / 41. Yildiz), Kurt, Rocha Ferreira,
Schlatermund (58. Kljajic) - Kljajic (20. Agal / 64. Akbulut), Yildiz (31. Akbulut / 47. Fischer / 64. Schlatermund)
Schiedsrichter: Gerhardt Schulz-Greco (Eintracht Norderstedt)
Tor: 1:0 Gattke (5.)
Zeitstrafe: Schlatermund (53., ESV Einigkeit)